Treffen mit Hosea Siwelwe

Hosea holte mich, Tobias und Alinaswe nach dem Tauchausflug am Strand ab. Dominique und Hanspeter fuhren ins Hotel zurück, weil Dominique sich den Fuß verknackst hat und sich ausruhen wollte.

Zuerst fuhren wir aufs Land. In einer sehr abgelegenen Gegend hat Hosea sehr viel Land gekauft für eine sehr groß geplante Universität, die sehr viel Geld kostet, für die sehr wenigen Christen in Sansibar. Wirklich interessant für mich waren die Informationen über das Zusammenleben von Christen und Moslems. Wer darüber mehr Informationen haben will, kann diese von mir direkt erhalten. Das Internet ist dafür ein ungeeignetes Medium.

Anschließend zeigte er uns den neu gebauten Kindergarten, den die Herrnhuter Missionshilfe finanziert. Ein sehr gelungenes Gebäude mit sehr liebevoller Wandgestaltung und einer sehr netten Leiterin namens Ruth. Ruth kommt aus Kenia und hat mehrere eigene Kinder. Alle Indikatoren in dem Haus, in dem sie lebt, deuten auf einen harten Überlebenskampf im Alltag hin. Ihr Mann wurde vor vier Monaten bei einem Überfall getötet. Tapfer bemüht sie sich, den Kindergartenbetrieb aufzubauen. Die Kinder kommen aus armen Verhältnissen und sind alle Muslime. Besonders problematisch sind die zu zahlenden Transportkosten für die Kinder. Oft gibt es keine Schulspeisung, weil die Familien die nötigen Schulgelder nicht zahlen können.

Nach der Besichtigung lud uns Hosea zu sich nach Hause ein. Wir wurden von ihm zu einem leckeren Abendessen eingeladen. Seine Frau besorgte uns Schmuck für unsere Märkte in Deutschland, traf mit der Auswahl aber nicht unbedingt den modischen Mainstream in Deutschland. Da die Besorgungen der Dame des Hauses allerdings so nicht mit uns kommuniziert waren, musste ein für alle Beteiligten unangenehmer Konflikt mit langen freundlichen Diskussionen tansanianisch geklärt werden, so dass es mit einem für alle annehmbaren Kompromiss endete.

Vor dem Schlafengehen diskutierte ich mit Alinaswe weiter die Langzeitstrategien des Vereinsengagements. Insbesondere die Frage, was sich im Dorf Ihahi bei Brandt verändern würde, wenn die Menschen mehr Geld verdienen würden, das heißt, wenn unsere Projekte zunehmend erfolgreich werden, muss auch in unseren Focus geraten. Das Powertiller Projekt war bisher für die Dorfbewohner ein großer Segen. Ein gehbehinderter Mann konnte so eine Maisernte einfahren, weil die Pflugarbeiten damit erledigt wurden. Andere Arme im Dorf ernteten dieses Jahr viel Mais, wegen des Powertillers. Sie müssen den Mietpreis erst nach der Ernte bezahlen. Aber Alinaswe befürchtet, dass es viele Männer im Dorf gibt, die bei zunehmendem Wohlstand ihre Familie verlassen und mit einer anderen Frau woanders leben, weil sie sich so twas dann leisten können.

Wir müssen als Verein unsere Projekte daher weiterhin sehr sehr sorgfältig planen, mit den Betroffenen vor Ort diskutieren und alles auch auf soziale Folgen hin überprüfen. Die Kultur Tansanias ist so verschieden, dass wir als deutsche nicht einfach das voraussetzen können, was uns logisch, selbstverständlich oder sonnenklar erscheint. Die Zeit mit Alinaswe hier auf Sansibar ist sehr wertvoll zum Verständnis für uns.

Bevor uns Hosea abholte, wurde vor unserem Restaurant am Strand eine Autofähre beladen. Für Deutsche ein Alptraum, „Heiligs Blechle“, tansanianische Realität. Jedes Auto wühlt sich erst mal im Sand ein. Es gibt keine feste Piste zur Fähre. Bei einem Kleinlastwagen half ich rausschieben. Mit dem Erfolg hatte der Fahrer aber nicht gerechnet und so knallte er gegen die Bordwand eines anderen Autos. Die Helfer sprangen auf den Autodächern herum, andere luden Dachbleche auf, über die dann andere Autos einfach drüberrollten. Aus neu wird Schrott in Sekunden. Dann merkt es einer und lässt die Bleche trotzdem nach einigen Diskussionen liegen, weil ein Auto schon draufsteht.

Auf der Insel Prison Island gibt es riesige Landschildkröten. Diese wurden im Jahr 1919 bei einem Staatsbesuch von den Seychellen als Geschenk übergeben und bis heute erfolgreich weitergezüchtet. Die älteste Schildkröte ist 190 Jahre alt. Die Tiere lieben es, von den Touristen am Hals gestreichelt zu werden.

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